Liebe Gemeindeglieder,
liebe Freunde und Förderer unserer Gemeinde,
Portrait Pfarrer Telder 2018 web

manchmal fehlen mir die Worte, um das auszudrücken, was mir durch den Kopf geht. Auch das Predigen geht mir in letzter Zeit nicht leicht über die Lippen: Was ist angemessen und treffend in dieser Zeit zu sagen und aus dem Wort Gottes herauszulesen? Nach fast zwei Jahren Krieg hatten wir uns an die Bilder aus der Ukraine gewöhnt. Wie selbstverständlich teilen ukrainische Flüchtlinge unser Leben in Deutschland. Und dann erlebte Israel am 7. Oktober einen heftigen Terroranschlag, als normale Menschen wie Sie und ich mitten im Leben abgeschlachtet wurden: auf einem Musikfestival oder in ihren eigenen Häusern. Seitdem sehen wir Bilder aus Palästina, die an die Bilder in Hanau nach der Zerstörung des 19. März 1945 erinnern. Mein Kopf sagt mir, dass auch Deutschland von einer Schreckensherrschaft „freigebombt“ wurde, aber mein Herz leidet mit jedem unschuldig getöteten Menschen.

Ich schlage meine Bibel auf und finde den Vers: „Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein großes Licht. Für alle, die im Land der Finsternis wohnen, leuchtet ein Licht auf. (Jesaja 60,1)“ Historisch ist dieser Vers nach der Rückkehr des jüdischen Volkes nach Israel im 5. Jahrhundert v. Chr. einzuordnen, der Tempel war gerade wieder aufgebaut. Und dennoch herrschte unter den Menschen und deren Nachbarn kein Friede. Auch unsere Wallonisch-Niederländische Kirche wurde nach dem Krieg wieder halb aufgebaut und ebenso ist kein allumfassender Frieden in der Welt zu sehen. Es steht also noch etwas aus. Dafür ist für mich unser Kirchbau ein Symbol: Der wiedererrichtete niederländische Kirchraum zeigt, dass wir den Krieg überwunden haben. Die wallonische Ruine erinnert, Telderdass wir noch nicht gänzlich heil sind, manches in uns und in unserer Welt (noch) in Trümmern liegt und auf Heilung wartet. In dieser Spannung gehen wir auf das Christfest zu. Jedes Jahr zünden wir viele Lichter an, um die Dunkelheit zu erhellen. Die Weihnachtstage legen (hoffentlich) eine friedliche Stimmung über alle Lande. Gott selbst wird Mensch und Christus möchte uns auf ein Neues einladen, die Welt zum Frieden einzuladen. Seine ausgestreckten Arme am Kreuz wollen alle umfassen, die sich darin fallen lassen. Diesen Frieden wünschen wir uns in diesem Jahr besonders.

Besonders dürfen Sie auch wieder auf die Gottesdienste und Angebote in den kommenden Monaten gespannt sein. Es ist nicht leicht, für jede und jeden immer das passende Angebot zu finden. Aber vielleicht geben Sie auch einmal etwas eine Chance, von dem Sie nicht gleich begeistert sind?!

So bleibt es mir an dieser Stelle nur, Ihnen friedliche und ruhige Feiertage zu wünschen. Und für das neue Jahr 2024 wünsche ich uns allen mehr Frieden, Versöhnung und Gottes reichen Segen. Bleiben Sie behütet und bewahrt

Herzlich grüßt aus der Gärtnerstraße

Ihr Pfarrer Torben W. Telder