Predigten
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ein Neuanfang, mein letzter Familiengottesdienst in der WNG. Komisches Gefühl… noch tröste ich mich damit, dass ich ja noch einen Gottesdienst am 30.6. hier haben werde.
Wir haben gerade von den Juniorkonfirmanden gehört, welche Gefühle einen vor und beim Aufbruch begleiten können. Was begleitet einen noch so?
Umzugskartons, zerlegte Möbel, Um- und Abmeldungen…. Wo ist was hin gepackt worden? Planung und Koordination des Umzugs und die formalen Dinge, die zu erledigen sind, wenn man auch noch in ein Nachbarland umzieht - Listen für den Zoll, To-Do-Listen, abgehakte Listen, Listen mit Terminen, was wann und wer, Adresslisten,…usw.
Den Kopf bereits voll mit neuen Aufgaben, Absprachen und Bildern, Gespräche zwischen Tür und Angel: „Frau Berezynski, wir haben gehört, Sie wollen uns verlassen?“ „Ja, es stimmt.“ „Oh, wie schade… aber wie schön für Sie!“ Diese Gespräche habe ich in letzter Zeit häufig geführt. Ja, es stimmt, es geht nun bald los.
Manch einer sagt: „Das kennen Sie doch!“ Ja, da war schon einmal ein Umzug in unserem Leben, was sage ich, nicht nur einer. Unser Hund liegt dabei auf seinem Kissen zwischen all den Gegenständen, die um ihn herum aufgestapelt sind, die herumgeschoben und verlegt und wiedergesucht werden. Verwirrend sind all diese Sachen, mit denen man alles vollstellt. Er schaut sie sich an, sucht den Teppich, den gemütlichen, der bereits aufgerollt in der Ecke steht, kontrolliert, ob die Näpfe noch an der richtigen Stelle stehen.
Mir geht es da noch schlimmer, denn ich muss mich neben allem auch Formalitäten widmen, die zu erledigen sind.
„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern [den] der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Timotheus 1,7).
Das müsste ich mir manchmal als Banner vor Augen halten. Aber ich brauche mir dann nur unseren Hund anzuschauen. Er macht es mir vor. Er ist der ruhende Pol in all dem. Er fragt sich zwar wohl auch, was das nun wieder soll?? Aber er ist unbeirrt. Er schaut uns zu, seufzt ab und zu, dreht sich und schläft auf der anderen Seite liegend weiter. Er hat das, was uns Menschen ab und an abhandenkommt: Vertrauen. Er weiß, dass, wo auch immer es hingeht, es dort schon auch etwas zum Futtern geben wird, genug zum Trinken, einen Platz zu Schlafen und sein Menschenrudel ist auch dabei. Das war immer so, warum sollte es dieses Mal denn anders sein? Die wichtigsten Dinge des Lebens waren immer da, dafür wurde gesorgt. Immer fuhr ein Kühlschrank mit, dieser wichtigste Jagdgrund für Fressbares. Und auch die flachgelegene Schlafdecke, heißgeliebt, ist immer dabei. Spazierengehen kann man überall, überall gibt es Mäuse und Kaninchen, die man jagen kann. Hundekollegen trifft man auch in allen Gegenden, und was kann einen Vierbeiner noch erschüttern, der schon viel kennengelernt hat? Man muss alles in Ruhe und Bedachtsamkeit angehen und darauf vertrauen, dass die Führung vom Boss auch klappt, dann ist man allen Lebenssituationen gewachsen. Jede Veränderung brachte neue Menschen mit sich, und vieles was früher toll war, ist jetzt auch sehr gut, nur ein wenig anders. Also, ob Nord oder Süd, ob Mitte, Inland oder Ausland, egal. Die Grundbedürfnisse und auch noch viel mehr lassen sich überall erfüllen, wenn man die Angst über Bord wirft, wenn man die Augen aufmacht für andere, gute und wichtige Dinge des Lebens. War früher neben dem täglichen Futter eine Wurst der wichtigste Lebensinhalt, so kann es heute gern auch mal Gemüse, Obst, Käse oder Brot sein, ein Hundemagen bewältigt so ziemlich alles.
Ja, und die Zweibeiner. Waren es früher eher weniger, hat er gelernt, dass es gar nicht schadet, auch kleine Zweibeiner zu erdulden, wenn sie auch ein wenig unruhiger und beweglicher sind als die Großen, aber immer wieder unglaublich gut für das leibliche Wohl sorgen. Denn in der Kita haben sie ihn gerne gefüttert, und sich gefreut, wenn er Pfötchen gegeben hat als Dank. Dann schadete es auch nicht, wenn sie in größeren Gruppen ins Büro kamen und für Leben in der Bude sorgten.
Aber nun steht der Umzug vor der Tür, und es ist schon in vielem ein Kraftakt, die notwendige Energie für alles aufzubringen. Wir haben ja gerade von den Konfirmanden gehört und gesehen, wie man sich fühlen kann, wenn man einen Neubeginn vor sich hat. Abraham mit Sara haben es gewagt, wenn auch nicht sofort, sondern im Falle von Sara, doch mit etwas Unglauben und Misstrauen im Herzen.
Ganz anders als Zachäus am Zoll, Sie kennen ihn, ihr Kinder vielleicht auch:
Zachäus
1 Und er ging nach Jericho hinein und zog hindurch. 2 Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich. 3 Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte es nicht wegen der Menge; denn er war klein von Gestalt.
4 Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er durchkommen. 5 Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: „Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren.“
6 Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden. 7 Da sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt. 8 Zachäus aber trat herzu und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück. 9 Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist ein Sohn Abrahams. 10 Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist (LK 19,1-10).
Zachäus hat ja viel falsch gemacht, er hat abgesahnt und in die eigene Tasche gewirtschaftet, sich selbst zu mehr verholfen. Und gerade deswegen stelle ich es mir umso schwieriger vor, neu anzufangen und sich zu ändern. Aber – er hat es begonnen und geschafft:
Erst hat er sich bemüht, Jesus zu sehen und zu hören, kletterte auf den Baum. Dann war seine Freude groß, als Jesus in sein Haus einkehren wollte, trotz der Überraschung und der Beschwerde der anderen. Und gegen die Bequemlichkeit, die Gewohnheit hat er sich aufgemacht und den Menschen das Vierfache zurückgeben wollen, denjenigen, die er betrogen hatte.
Wie gesagt, man muss schon etwas an Kraft investieren, wenn man sich auf den Weg macht. Das Wort „anfangen“ kommt von anpacken, anfassen, in die Hand nehmen. Neu anfangen heißt daher, das Leben selbst in die Hand nehmen. Dieser Neuanfang muss ja auch nicht immer ein Umzug sein. Oft ist es eine Lebensveränderung, ein Übergang des Lebens: von der Kita in die Schule, von einer Schule zur nächsten. Von der Schule zu Studium oder Ausbildung, vom Ledig sein zur Heirat, zur Familiengründung, wenn die Kinder erwachsen und flügge werden, wenn das Rentenalter eintritt, und dann auch noch, wenn ich als älterer Mensch zu Hause alleine nicht mehr klarkomme und eine andere Form des Wohnens gesucht werden muss. Und schließlich, wenn ein lieber Mensch stirbt. Viele Situationen lassen sich beschreiben, wo Veränderungen in unser Leben eintreten. Ich übernehme die Verantwortung für mein Leben. Ich gestalte es. Ich höre auf, darüber zu jammern, dass ich durch meine Erziehung oder durch meine Veranlagung, durch äußere Bedingungen festgelegt bin. Ich kann immer neu anfangen.
Eine andere Veränderung tritt ein, wenn ich meine Einstellungen und Handlungen ändere. Ich kann das, was mir als „Lebensmaterial“ vorgegeben ist, in die Hand nehmen und gestalten. Dieses Lebensmaterial ist meine Lebensgeschichte, es besteht aus meinen Stärken und Schwächen, meinen Erfahrungen von Geborgenheit und Selbstvertrauen, aber auch meinen Verletzungen und Kränkungen. Und so kann es auch Menschen geben, die sich noch nicht oder noch nicht so sehr oder nur halb auf Gott eingelassen haben. Es ist gut, einen solchen Partner an seiner Seite zu haben. Neu anfangen mit dem Glauben an Gott.
Gott, der einen durchs Leben begleitet. Das bedeutet, sich fallen zu lassen und zu vertrauen, dass man gehalten wird – auch wenn man stürzt. Zachäus ist von unten gestartet. Er hat sich aus einer Situation herausgearbeitet, die nicht gut für ihn und andere war und einen Neuanfang gewagt. Für mich ist es ein Neubeginn in dem Sinne, dass sich die Aufgaben zum Teil verändern werden. Vielleicht wird Zachäus noch manches vermissen, was ihm in seinem alten Dasein selbstverständlich war. Das geht mir bestimmt auch so. Ich werde zwar weiterhin auch in der neuen Gemeinde die Kinder- und Jugendarbeit machen und doch merke ich jetzt schon, dass ich die Kinder aus den Kitas oder dem Kindergottesdienst vermissen werde. Gleichzeitig natürlich auch viele nette und liebe Menschen, die ich im Laufe der Zeit hier kennengelernt habe.
Und dann kommt ein anderes Land, mit anderen Sitten und Gebräuchen. Es ist zwar nicht so exotisch - nur die Schweiz -, aber auch die Sprache ist ein wenig verändert, für jemanden aus dem Norden allemal. Aber wie Zachäus offen ist für Neues, werde auch ich offen sein für das Neue und eben auch für Land und Leute sowie die Sprache. Ich wurde in der Schweiz gefragt, wann ich denn zügele? Nachdem ich verdutzt war und fragte, wen oder was ich zügeln solle, lernte ich, dass damit der Umzug gemeint war.
Wie Hermann Hesse den Neuanfang verstanden hat, ist in seinem Gedicht „Stufen“ (1941) zu lesen:
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
in andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wie schön wäre es zu bleiben, wenn eine Zusammenarbeit gerade richtig intensiv wird, wenn sich ein wirklicher Kontakt entwickelt. Wenn man sich nicht nur trifft, sondern sich begegnet. Das ist oft so gewesen. Wie gut es tut, sich auf den Augenblick einzulassen. Aber das muss man eben mitnehmen, wie Zachäus, der eine Änderung wagte, verdutzt aber freudig Jesus bei sich aufnahm.
Dann könnte er gelingen, der Neuanfang im zwischenmenschlichen Miteinander – aber auch im Zusammenleben mit Gott. Denn Gott ist der Anfang und das Ende. Es lohnt sich, sich auf ihn immer wieder einzulassen, ihm das Leben anzuvertrauen – um es dann mit all seinen Höhen und Tiefen zu wagen: Weil wir es nicht allein zu leben brauchen.
Also, Kopf hoch – der Weg geht weiter! Gott gibt Gnade, - für Groß und Klein -. Wir ziehen nun bald um. Das Ziel ist gesteckt, viel schon organisiert. Gott behütet uns, Sie und mich auch. Neuer Anfang, neue Freiheit, - für Sie, für mich, für uns alle. Und das Wiedersehen wird lauter Freude sein. „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit“ (2. Timotheus 1,7).
Amen
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Die Gnade des Auferstandenen und der Friede Gottes sei mit Euch allen! Halleluja!
Liebe Schwestern und Brüder im HERRN,
liebe Gäste im Tempel unseres Glaubens!
Frohe Ostern. Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Ja, wir feiern die Auferstehung unseres HERRN Jesu Christi und es ist ein herrlicher Morgen, um die Gegenwart unseres auferstandenen Herrn Jesus Christus hier zu erleben. Denn dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat, lasst uns froh und glücklich sein. Von der Dunkelheit haben wir uns zum Licht aufgemacht und nun umscheint es uns.
Osternacht ist neben der Christnacht die liturgisch dichteste Feier, die wir Christen haben. Während des Sonnenaufgangs haben wir hier in der Dämmerung die Texte des Ersten Bundes von Befreiung und Auszug gehört, uns dann am Osterfeuer das Osterevangelium zusprechen lassen und sind dann unter Glockengeläut in die wundervoll geschmückte Kirche eingezogen –vielen Dank unserem Küsterehepaar Grimaudo, Frau Tierling an der Orgel und den Sängern schon jetzt. (Applaus)
Hören wir einen weiteren Auferstehungsbericht aus Johannes 20, 1-18.
Meine Lieben! Ostern ist der große Tag der Christen. Der ganze Tag? Es fällt auf, dass die Osterberichte dem Beginn dieses Tages besondere Aufmerksamkeit schenken. Johannes betont, dass Maria Magdalena zum Grabe kam, als es noch dunkel war, ebenso ist den anderen Evangelisten wichtig zu sagen, dass es früh am Morgen war, als die Frauen zum Grab eilten.
Der Übergang von der Nacht zum Tag, von der Dunkelheit zum Licht hat unmittelbar mit dem zu tun, was mit Auferstehung Christi und unserer eigenen Auferweckung gemeint sein kann. Maria von Magdala war die, aus der Jesus die bösen Geister ausgetrieben hatte, in der es selbst einmal stockfinstere Nacht war. Es muss für sie wie das Aufgehen der Sonne gewesen sein, als Jesus in ihren Lebensraum eintrat und ihn hell machte.
Wenn wir in unser eigenes Leben schauen: Ist es nicht so, dass jeder Mensch, der in unser näheres Umfeld tritt und dieses beglückend ausfüllt, wie eine aufgehende Sonne ist? Wenn zwei Menschen einander als liebenswert und liebenswürdig entdecken, ist doch alles anders geworden. Es ist doch wie ein Erwecktwerden aus einem Schlaf, in dem unser Wesen bisher dahin dämmerte. Dasselbe können Eltern sagen, denen zum ersten Mal ein Neugeborenes entgegen lächelt.
Auf diesem Hintergrund dürfen wir den Bericht von der Begegnung Marias von Magdala mit dem Auferstandenen verstehen: Für sie ist die Sonne aufgegangen, überwältigender und leuchtender als es sich je zwischen Menschen ereignen kann. Das Entscheidende geschieht, als Maria mit ihrem Namen gerufen wird. Vorher waren ihre Augen blind, ihr Wesen von Traurigkeit und Leid verschlossen. Dieser ganz persönliche Anruf war es, der alles verändert hat.
Ihr Name, so ausgesprochen, wie von niemand und nie zuvor – das war die Erfüllung ihrer Sehnsucht, das war: endgültig verstanden, endgültig angenommen sein. Das war ein Wachwerden in Innenräumen, die sie noch nie zuvor gekannt hatte. Wenn wir je etwas verstehen wollen von dem, was mit Auferstehung gemeint ist, dann das eine: wir werden wie Maria mit unserem Namen gerufen, liebend und verstehend. Mit all dem, was unsere Lebensgeschichte ausmacht, mit all dem Leid, den Umwegen und Irrwegen, mit den Enttäuschungen und mit den Hoffnungen. Es wird uns gesagt, dass wir ohne Einschränkung vom höchsten Wesen erkannt sind, als Frau, als Mann verstanden, bejaht, erfüllt, dass wir die sein dürfen, die wir im Innersten sind, einmalig und doch in der Nähe aller.
Wenn sich so etwas in einem Leben ereignet – wenn die tiefste Sehnsucht erfüllt wird, dann ist es Tag geworden im Leben eines Menschen. Deshalb wurde auch Christus die „Sonne der Gerechtigkeit“ genannt.
Wir haben dazu unsere Einwände, weil wir immer noch mit unserer Finsternis konfrontiert sind, sogar noch mitten darin stecken in unserer Unsicherheit, Verlassenheit, Traurigkeit wie Maria von Magdala. Verheißen aber bleibt, dass es endgültig ganz und gar einmal Tag wird.
Die Auferstehung Jesu ist der Schlüssel für die letzte Frage des Menschen, die ihn immer wieder quält und umtreibt: Was ist nach dem Tod? Wird es ewig aus sein, d. h. ewig Nacht sein? Oder ist da noch etwas, was kommt? Das Undurchschaubare, das Endgültige, das Unumkehrbare ist es, das Angst macht. Die Erfahrung der ersten Christen war die: es gibt einen Übergang von der Finsternis zum Licht, von der Nacht zum Tag; jetzt schon.
Die frühen Christen haben diesen Übergang erlebt, als sie Christus begegneten. Ihre Überzeugung war, dass der Tod nur mehr der letzte Schritt von vielen schon getanen ist, von der Enge in die Freiheit, von der Verlassenheit in die Nähe und Geborgenheit, vom Schlaf zum Erwachen, von der Nacht in den Tag.
In Maria von Magdala sind die große Sehnsucht und die große Liebe und die große Erwartung dargestellt. Wenn wir etwas von ihr haben, heißt das: wir freuen uns auf den nächsten Tag, wir sind gespannt, was auf uns zukommen wird, wir lassen uns überraschen. Dies wird Christus tun, dessen können wir gewiss sein.
Wir haben am Osterfeuer eben gesungen: „Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ will unser Trost sein.“ Ostern ist das Fest des neuen Mutes. Gott gibt seine Welt nicht auf, Gott schenkt Trost, immer wieder neu.
Mit dieser Hoffnung wollen wir in dieser frühen Morgenstunde Dich, lieber Max, taufen. Es gibt wohl keinen schöneren und auch früheren Moment, in dem dies geschehen kann als am Ostermorgen. Und auch wir bereits Getaufte können uns in dieser Stunde unsere Taufe neu ins Bewusstsein rufen. Auch Dich spricht heute Morgen besonders Gott an, denn dazu passend hast Du Dir aus Jesaja Deinen Taufvers ausgesucht: „Ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen, Du bist mein!“ (Jes 43, 1). Gott hat auf Deine Antwort gewartet, die Du nun heute im „Ja“ der Taufe geben wirst.
Carissimi! Der Heidelberger Katechismus fragt: „Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?“ Und er gibt die Antwort: „Dass wir mit Leib und Seele Jesu Christi eigen sind!“ Und zwar mit einer solchen Hoffnung im Herzen, dass sie uns zu Getrösteten und Tröstern macht. Wo auch immer wir im Leben stehen – ob es mehr Karfreitag ist oder bereits voller österlicher Freude, ob es mehr dämmrig ist oder schon die Morgenröte anbricht.
Gott spricht Dich, lieber Max, und uns alle heute Morgen besonders an. Und wenn Gott uns mit Namen anspricht, macht er diesen Ostertag zu einem wirklichen Fest- und Freudentag. „Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten?“ „Er ist auferstanden. Er ist nicht hier.“ Doch, ER ist hier – mitten unter uns und wir feiern wie damals Maria gemeinsam mit ihm das Leben. Ja, Leben, dass auch dunkle Momente und Krisen bereit hält, aber sich dennoch immer wieder nach der Zukunft ausstreckt, in der unsere Wünsche und Träume wahr werden mögen – wider den Augenschein vielleicht.
Frohe Ostern, liebe Gemeinde! Frohe Ostern dem Dorf, der Stadt, dem Land, der ganzen Welt. Urbi et Orbi! Frohe Ostern, denn der Herr ist auferstanden, er lebt! Halleluja – AMEN!
Pfr. Torben W. Telder, vdm
-es gilt das gesprochene Wort-
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Gehalten in der Epiphaniaszeit
Liebe Schwestern und Brüder im HERRN,
liebe Gäste im Tempel unseres Glaubens,
liebe Konsistoriale im Apostelamt unserer Kirche,
was spricht dagegen, dass der christliche Glaube ein „Märchen“ oder eine Fabel ist, wie wir es eben in der Lesung aus dem Petrusbrief (2. Petrus 1, 16-21) gehört haben? Es gibt ja bis heute Zeitgenossen, die genau das behaupten und es in vielen Büchern, Zeitschriften und Zeitungen veröffentlichen: Die biblische Botschaft ist ja auch so ungeheuerlich, dass sie immer wieder auf Unglauben und Skepsis stößt.
Selbst bei Menschen, die eigentlich für den Glauben offen sind, wird immer wieder manches in Zweifel gezogen. Und tatsächlich ist es unglaublich, aber wahr, was an Weihnachten oder an Ostern passierte: eine volle Krippe und ein leeres Grab. Beides für die Welt unglaublich, für den Glauben Realität. Glaube und Realität: In dieser Spannung bewegt sich die Religion. Sie betrifft sowohl die diesseitige, als auch die jenseitige Welt und streift dabei das Menschliche, die Wissenschaft, unser ganzes Sein und Denken. Deshalb ist der Glaube auch keine Fabel oder ein Märchen.
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Predigttext: "Der Barmherzige Samariter" (Lukas 10, 25-37)
Liebe Schwestern und Brüder im HERRN,
liebe Gäste im Tempel unseres Glaubens,
liebe Konsistoriale im Apostelamt unserer Kirche,
wenn wir uns heute an den 200ten Geburtstag von Louis Appia erinnern, dann im Wissen, dass er zwar Kind unserer Wallonisch-Niederländischen Kirche war, aber eigentlich viel zu kurz, um wirklich durch uns geprägt worden zu sein.
Sein Vater, Paul Joseph Appia, kam 1811 als zweiter Pfarrer an die Wallonische Kirche nach Hanau. Er stammte aus den Waldensertälern in Piemont und blieb acht Jahre hier. Zum Bedauern der Gemeinde wechselte er 1819 zur Frankfurter Französischen Gemeinde, die ja eigentlich unsere Mutterkirche ist und bis heute besteht.
Trotz des Wechsels blieb ein reger Kontakt bestehen: er wurde zu Gastpredigten und -vorträgen eingeladen. Unsere Annalen, soweit sie noch vorhanden sind, sagen nicht viel über das Wirken dieses Pfarrers. Und dies bedeutet vor allem, dass er nicht negativ aufgefallen ist.
Louis war das dritte von sechs Kindern. Getauft wurde er hier auf den Namen Louis Paul Amédée Appia. Ein Bruder sollte später in der Heimat des Vaters auch Pfarrer werden. So war wohl Kindheit und Jugend aller in einem Pfarrhaus für das weitere Leben prägend, besonders eben auch für Louis Appia.
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Predigttext aus Lukas 19, 28-40
Liebe Schwestern und Brüder im HERRN,
liebe Gäste im Tempel unseres Glaubens,
liebe Konsistoriale im Apostelamt unserer Kirche,
nur damit wir es nicht vergessen (noch einmal): 73 Jahre ist es her, dass der nur 20 Minuten dauernde Nachtangriff der Royal Air Force, die jahrhundertealte Innenstadt Hanaus in eine Trümmerwüste verwandelte und über 2000 Menschen das Leben kostete. Bis heute prägen diese wenigen Minuten das Gebäude der Wallonisch-Niederländischen Gemeinde, zeigt es doch noch Wunden und Risse eines so sinnlosen Krieges.