Predigttext aus Epheser 5, 15-20:

„15 So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht als Unweise, sondern als Weise, 16 und kauft die Zeit aus, denn die Tage sind böse. 17 Darum werdet nicht unverständig, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist. 18 Und sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt, sondern lasst euch vom Geist erfüllen. 19 Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen 20 und sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.“

Liebe Schwestern und Brüder im HERRN,

als ich mich auf diese Predigt vorbereitete, habe ich überlegt, welche guten Nachrichten und Schlagzeilen das Jahr 2024 geprägt haben. Mir kamen die durchwachsenen Schlagzeilen ins Bewusstsein: Donald Trump wird im Wahlkampf angeschossen und später erneut zum US-Präsidenten gewählt. In Dresden stürzt die Carolabrücke ein. Die Ampel-Koalition zerbricht und der Kanzler stellt die Vertrauensfrage. In Magdeburg rast ein Auto auf dem Weihnachtsmarkt in die Menschenmenge. Und noch immer herrschen Krieg und Terror in der Ukraine und im Heiligen Land. Was ein Jahr.

Fast wäre man ja schon versucht zu sagen, es sei gut, dass die Olympischen Spiele in Paris und auch die EM in Deutschland ohne einen Terroranschlag über die Bühnen gingen – aber ist das wirklich eine gute Nachricht, wenn man damit gerechnet hätte?

Gute Nachrichten habe ich tief aus meinem Gedächtnis kramen müssen: vielleicht sind Neuwahlen doch besser als Dauerstreit. Und auch Syrien ohne Assad verspricht Zukunft, wenn alle Gruppierungen an einem Strang ziehen.

Und dann wie ein Phoenix aus der Asche: Notre-Dame strahlt wieder in Paris. Diese Nachricht passte wie keine andere in die Vorweihnachtszeit: Notre-Dame ist wieder hergestellt und geöffnet. 340.000 Menschen aus 150 Ländern haben für den Wiederaufbau gespendet – er war damit ein weltumspannendes, verbindendes Ereignis. Dass Gesellschaften mit großem Aufwand ihr kulturelles Erbe pflegen, ist und bleibt ein Hoffnungszeichen – gerade auch wenn es um eine Kirche geht, denn nicht mehr oder weniger ist Notre-Dame.

Was waren Ihre persönlichen Tiefpunkte und Highlights in 2024? Das muss ein jeder für sich beantworten. Aber für uns als Kirche kann ich sagen, dass ich von vielem positiv überrascht wurde: dass sich das neue Konsistorium so harmonisch und konstruktiv zusammengefunden hat nach der Wahl im Sommer. Dass auch manche Veranstaltung besser besucht wurde, als gedacht und geplant. Und wir sind auch nur um sechs Personen geschrumpft als Gemeinde – was natürlich negativ ist, aber im Vergleich zu anderen Kirchen ziemlich wenig – Gott sei‘s gedankt!

Und nun blicken wir nach vorne, ein neues Jahr beginnt. Dazu eine kleine Anekdote: Ein Mann auf einer Neujahrsfeier wendet sich an seinen Nebenmann und bittet um eine Zigarette. „Ich dachte, Du wolltest im neuen Jahr mit dem Rauchen aufhören?“, antwortet dieser. „Ich bin dabei, aufzugeben“, antwortet der Ertappte mit einem Grinsen. „Im Moment bin ich mitten in der ersten Phase.“ „Phase eins?“ „Ja, ich habe aufgehört, mir selbst Zigaretten zu kaufen.“

Es gibt eine Statistik mit den Top 10 Jahresvorsätzen zum Jahreswechsel:
1. mehr Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen
2. mehr Sport zu machen
3. abzunehmen
4. mit dem Rauchen aufzuhören
5. mehr das Leben zu genießen
6. weniger Alkohol
7. Schulden abbauen
8. etwas Neues lernen
9. mehr für andere zu tun
10. aufräumen und ausmisten

Welchen von diesen Punkten haben Sie sich wohl vorgenommen? Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass bei diesen Top 10 kein einziger kirchlicher oder spiritueller Punkt dabei ist. Das finde ich schade. Dass man nicht zumindest einen Punkt für Glauben oder Gott übrighat. Der heutige Predigttext erinnert uns daran, wie wir auch unser neues Jahr leben können: Seien Sie vorsichtig, wie Sie leben, nicht unklug, sondern weise. Machen Sie das Beste aus jedem Tag, denn es gibt auch viel Böses, was uns begegnet. Und seien Sie nicht blind und taub für das, was der Wille Gottes ist.

Seien Sie vorsichtig im Leben. Seien Sie vorsichtig in der Art, wie Sie leben und rechnen Sie mit Gott. Aber wie schnell wird auch das neue Jahr uns wieder Hetze, Sorgen, Stress und vieles mehr bescheren!?! Und wenn wir so abgelenkt sind, verlieren wir nicht nur unsere guten Vorsätze aus dem Blick, sondern mancher verliert sich vielleicht selbst und fühlt sich wie ausgebrannt, kraftlos für den nächsten Tag.

Das erinnert mich noch einmal an Schlagzeilen aus 2024: Wegen fehlerhafter Verschraubung eines Kabelschuhs musste Mercedes weltweit rund 341.000 Fahrzeuge zurück in die Werkstatt rufen. Und dann der zweite Schreck: Wegen eines Softwarefehlers musste der Hersteller weltweit nochmal 260.658 Fahrzeuge zurückrufen. Auch andere Automarken hatten solche Rückrufaktionen.

Vielleicht brauchen wir alle auch dann und wann eine Rückrufaktion in Bezug auf unser Leben, weil wir nicht immer richtig funktionieren. Manchmal blockiert der innere Motor und man spielt verrückt. Denn egal, wie gut wir sind, manchmal scheitern wir und treten auf der Stelle. Dann brauchen wir das gute Wort Gottes, das uns wieder aufrichtet, Hoffnung und Perspektive schenkt. Dann brauchen wir vielleicht ein Gespür der Nähe Gottes, dass wir nicht alleine in diesem Leben unterwegs sind. Dass die Herausforderungen vielleicht nicht schnell und einfach zu bewältigen sind, aber dass wir Kraft und Durchhaltevermögen geschenkt bekommen.

Meine Lieben, dies alles können wir so oft von Gott hören und lesen, aber es scheint, dass wir, gerade in den dunklen Zeiten unseres Lebens, nicht empfänglich sind. Und so machen manche Menschen einfach immer wieder die gleichen Fehler, auch wenn sie wissen, dass es falsch ist. Und eines Tages stellen sie erschrocken fest, dass sie auf dem Holzweg sind, oder in ihrem Leben falsche Schwerpunkte gesetzt haben.

Seien Sie also vorsichtig mit Ihrem Leben im neuen Jahr und auch, wie Sie leben und rechnen Sie viel mehr mit Gott. Ich weiß, das hört sich nun durchaus fromm an. Aber braucht unsere Zeit nicht viel mehr Glauben? Könnte 2025 ein Jahr des Glaubens werden, für uns persönlich, für uns als Kirche und für uns als Land?

Viele Menschen fragen sich ja, was ihnen Religion überhaupt bringen würde. Dabei übersehen sie, dass Glaube zunächst mit ihrer Haltung gegenüber Gott und gegenüber den Mitmenschen zu tun hat. Die Bibel lehrt uns, dass, wenn wir Gott und unsere Mitmenschen lieben, auch uns Gutes widerfahren wird. Anstatt immer zuerst an sich selbst zu denken, sollten wir an Gott denken. Und dieser Blickwinkel befreit uns vielleicht auch von ewig kreisenden, negativen Gedanken um uns selbst.

Ein Psychologe schreibt: „Früher dachte ich, dass sich die Leute beschwert haben, weil sie viele Probleme hatten. Aber mit der Zeit wurde mir klar, dass sie Probleme haben, weil sie sich beschweren. Beschweren nämlich ändert nichts und macht Situationen auch nicht besser. Es verstärkt nur die Frustration, verbreitet Unzufriedenheit und Uneinigkeit und kann fast teuflisch unser Leben verwüsten.“

Wäre es nicht ein guter Vorsatz zum Jahreswechsel, als ein positiver, dankbarer Mensch die kommende Zeit zu leben? Positive Menschen bringen Licht in diese dunkle Welt, wie Jesus selbst das Licht der Welt ist und durch uns scheinen möchte.

Dabei möge uns die Jahreslosung für 2025 eine gute Richtschnur sein: Paulus schreibt in 1. Thessalonicher 5: „Prüft aber alles und behaltet das Gute.“

Dieser Satz fordert uns auf, unsere vorgefassten Meinungen zu hinterfragen. Wir sollen uns nicht von Vorurteilen leiten lassen, sondern unsere Urteile sollten auf gemachten Erfahrungen basieren. Manche Dinge muss man ausprobieren, um zu wissen, ob sie gut sind oder nicht. Das gilt auch für den Glauben. Man kann noch so viel über ihn wissen, man kann von anderen davon hören oder gute Argumente dafür erhalten. Aber wenn man den Glauben nicht selbst ausprobiert, wird man nie erfahren, ob er einem guttut. Darum ist es mir wichtig, den Glauben nicht nur zu erklären, sondern ihn als eine Art Experiment zu verstehen: wo und wie begegne ich Gott und ER mir.

Doch in der Jahreslosung steckt auch eine Warnung. „Prüft alles“ bedeutet nicht, unbedacht alles auf einmal zu versuchen. Manchmal kann man sich überfordern. Denn auch im Glauben kann es passieren, dass Menschen sich überfordern. Sie nehmen sich zu viel vor und scheitern dann. Vielleicht sagen sie danach: „Das hat mir nichts gebracht.“ Aber oft liegt das Problem nicht am Glauben selbst, sondern daran, dass man zu große Schritte gewagt hat. Kleine Schritte sind der Schlüssel, um den Glauben zu entdecken.

„Prüft alles und behaltet das Gute“ heißt auch, achtsam zu leben – und das ist der Bogen zum heutigen Predigttext. Ich sagte: Seien Sie vorsichtig im Leben. Seien Sie vorsichtig in der Art, wie Sie leben und rechnen Sie mit Gott. Fragen wir uns also: Tut mir das, was ich tue, wirklich gut? Hilft es mir, mein Leben zu gestalten? Lässt es mich wachsen, menschlich und im Glauben?

Unser Glaube ist ein Wagnis, das in kleinen Schritten angegangen werden sollte. Auch 2025 kommt nicht auf einmal, sondern in 365 Tagen zu uns. Der Glaube nimmt mir Angst, er tröstet mich, und er lässt Dankbarkeit in mir wachsen, all diesen Tagen begegnen zu können und gewachsen zu sein.

Gott behüte und segne das neue Jahr und all Ihr Tun und Lassen. AMEN