Liebe Gemeindeglieder,
liebe Freunde und Förderer unserer Gemeinde,
liebe Schwestern und Brüder im HERRN,

pfarrer torben w telder 2016

wir haben lange warten müssen, bis die Sonne sich in diesem Jahr nachhaltig durchsetzen konnte. Aber nun hat die Natur ihre Pforten geöffnet. Nicht wenige Menschen sagen, dass sie gerade jetzt in der Natur Gott besonders nahe sind. Aber kann ich Gott wirklich in der Natur finden? Geht das so einfach? Und stelle ich diese Frage als Pfarrer nicht auch deshalb, weil es mir lieber wäre, die Menschen würden Gott in der Kirche suchen (und finden)? 

Nicht wenige Menschen behaupten,  ihnen  reiche  am  Sonntagmorgen  ein  Spaziergang im Wald. Sie brauchten keinen Gottesdienst. Und nicht wenige gestalten dann auch so ihr Leben: sie bauen und pflanzen, sie freuen sich und genießen die Natur und vergessen irgendwie dazwischen dann doch den Gott, der in Christus Mensch wurde.  Dazu fällt mir eine Geschichte von Leo Tolstoi ein: 

Eines Tages gestattet ein reicher Grundbesitzer dem Bauern Pachom, soviel Land zu erhalten, wie er von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang zu umlaufen vermag, allerdings  mit der Maßgabe, dass er am Abend den Ausgangspunkt wieder erreicht haben muss. 

Überglücklich und gelassen geht er mit ruhigen Schritten los. Doch dann wird die Verlockung nach Mehr immer heftiger, seine Schritte immer schneller und die Runde immer größer, um so viel Land wie möglich einzunehmen. 

Er hastet immer schneller, keucht und schwitzt bis er mit allerletzter Anstrengung zum Sonnenuntergang die Ausgangsstelle erreicht. Erschöpft bricht er schließlich zusammen und stirbt. Das winzige Stück Land, das er jetzt noch braucht, muss nur sein Grab umfassen. 

Soweit die Geschichte. Sie klingt traurig und ist es auch. Aber ich entdecke in ihr den Hinweis, die Einladung, nicht nur um sich selbst zu kreisen und an sich selbst und seinen Vorteil oder Besitz zu denken, sondern eben auch an Gott. 

Gerade der Sommer lädt ein, viel in der Natur zu sein, die Gottes gute Schöpfung ist, und dennoch auch einmal zum Gottesdienst zu gehen. Und vielleicht finden Sie ja auch noch Zeit für die vielen Angebote in der Gemeinde und der Kathinka-Platzhoff-Stiftung. 

Ich wünsche Ihnen gute Erfahrungen in der Begegnung mit Gott, gerade dort, wo Sie sind und unterwegs sind.

Es grüßt Sie herzlich aus der Gärtnerstraße

Torben W. Telder, vdm - Pfarrer